Forschung
Die Forschung von Marlen Bunzel legt den Schwerpunkt auf eine theologische Exegese des Alten Testaments. Sie verknüpft darin christliche und jüdische Auslegungstraditionen mit philosophisch-theologischen Fragestellungen. Damit erweisen sich Marlen Bunzels Forschungsthemen als anschlussfähig und vermittelbar für eine zunehmend säkularisierte Gesellschaft.
Gottesbeziehung, Raum & Körper im Ijobbuch
Marlen Bunzel zeigt in ihrer 2018 erschienen Dissertationsschrift, was es heißt, Raum konsequent mehrdimensional zu denken: nicht nur dreidimensional, i.S. eines Gefäßes, sondern immer auch relational. Im Fokus steht dabei die Gottesbeziehung Ijobs. Ausgehend von einem relationalen Raumbegriff untersucht sie mittels semantischer Analysen der (Körper-)Raum-Bilder die Entwicklungen, die sich aus der Perspektive Ijobs heraus im Beziehungsraum mit Gott ereignen.
Eine weitere, von Marlen Bunzel verfasste Publikation zu raumanalytischen Exegesen ist in Protokolle zur Bibel 33 (1/2024) unter dem Titel "Raumerkundungen in der poetischen Literatur der Hebräischen Bibel" erschienen. → hier nachzulesen.
Im August 2024 erschien ein Beitrag über "Heilige Räume in der Hebräischen Bibel" in der Berliner Theologischen Zeitschrift. Der Artikel ist hier zu finden.
Bibelrezeption, Zensurmechanismen und homiletische Fragestellungen in der katholischen DDR-Diaspora
Seit 2021 arbeitet Marlen Bunzel in Kooperation mit Dr. Martin Nitsche (Goethe-Universität Frankfurt) an der Erforschung der Schriftrezeption in der DDR. Im Fokus steht dabei das einzige katholische Predigtreihenwerk der DDR „Das Wort an die Gemeinde“, welches im Spannungsfeld von staatlicher und kirchlicher Zensur in den 1970er Jahren entstand. Der von Bunzel und Nitsche herausgegebene Band bündelt die Beiträge der Tagung vom März 2022 (zum Tagungsbericht hier).
Dank der interdisziplinären Zusammenarbeit von Exegese, Kirchengeschichte und Pastoraltheologie liefert der Band differenzierte und weitreichende Einblicke in den bislang unterbelichteten Zusammenhang von gesellschaftlicher und kirchlicher Situation auf der einen und der Schriftrezeption in der Katholischen Kirche in der DDR auf der anderen Seite. Mehr zum Projekt gibt es nachzulesen bei der Uni Erfurt und feinschwarz.net
Die Buchpräsentation fand am 2. November 2023 in Erfurt statt. Nachzulesen hier: Uni Erfurt
Aktuell ist ein gendersensibles Anschlussprojekt in Arbeit: Marlen Bunzel portraitiert zusammen mit Weronika Vogel (Erfurt) sämtliche Frauen, die zwischen 1962 und 1989 am „Edith-Stein-Seminar" in Erfurt Theologie studiert haben, jedoch in ihrer Rolle als Theologinnen unsichtbar geblieben sind. Im März 2024 haben sie erste Ergebnisse dazu auf der Tagung "Frauenbilder und -rollen in Kirche und Gesellschaft der DDR" in Leipzig bei einer Tagung der Forschungsstelle „Kirchliche Praxis in der DDR. Kirche (sein) in Diktatur und Minderheit“ vorgestellt. Das Buch soll Ende 2024 bei echter erscheinen.
Verknotungen im Textgewebe der Hebräischen Bibel: Fortschreibungen oder Midraschim?
In ihrem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt sich Marlen Bunzel mit der brisanten Frage nach innerbiblischen Fortschreibungsprozessen. Ausgehend von den Jakobserzählungen der Genesis zeigt sie auf, dass die Texte der Hebräischen Bibel nach der Logik des jüdischen Midraschs funktionieren. Mit diesem Vorgehen verknüpft Marlen Bunzel nicht nur jüdische und christliche Exegese, sondern auch synchrone und diachrone Auslegungsansätze.
In ihrem Artikel „Die Erzählung vom Kampf am Jabbok als Knotenpunkt der Genesis. Zu den Verbindungslinien zwischen Jakob und Mose ausgehend von Gen 32,23-33", der 2023 in der Biblischen Zeitschrift erschienen ist, hat Marlen Bunzel grundlegende Erkenntnisse festgehalten.